Sprich drüber! – Betroffene teilen ihre persönlichen Inkontinenz-Erfahrungen mit HARTMANN

Im vergangenen Jahr haben wir nach persönlichen Erfahrungen mit Inkontinenz gefragt. Der beste Beitrag steht nun fest und wurde mit einem 400-Euro-Reise-Gutschein belohnt. 

Die eingesendeten Beiträge waren bewegend. Ganz besonders der Gewinner-Beitrag. Dieser erzählt von Erfahrungen in der Jugend und im Alter, dem Wunsch nach einem offenen Umgang mit Inkontinenz und warum dies für Betroffene so wichtig ist. Die Gewinnerin möchte mit ihrer Geschichte andere Betroffene inspirieren und Bewusstsein schaffen. Denn Inkontinenz sollte kein Tabuthema sein.

Die bewegende Geschichte unserer Gewinnerin lesen Sie hier:
 

Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte

Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte

Ich kann mich noch daran erinnern: Es war Sommer. Ich hatte gerade meine Führerscheinprüfung bestanden und hatte die Aufgabe, mich während der Ferien um meine Großtante zu kümmern, die ein paar Kilometer entfernt wohnte. Den Job hatte normalerweise meine Mama, die ich dadurch etwas entlasten sollte.

Als Kind war ich mit meiner Schwester im Sommer öfter mit den Rädern bei meiner Großtante vorbeigefahren. Ich konnte mich noch gut an Kartoffelpuffergelage auf dem Balkon erinnern und eine lebensfrohe, lustige Frau. Die Jahre und eine Diabeteserkrankung hatten inzwischen Spuren hinterlassen. Meine Großtante verließ kaum noch das Haus. Ich hoffte also, ihr eine Freude zu machen, indem ich sie in mein Auto packte und mit ihr in ein Café fuhr. Der Schreck kam, als ich ihr nach kurzer Fahrt aus dem Auto half. Ihre Hose hatte hinten einen großen dunklen Fleck und auch der Autositz war völlig durchnässt.

Ich muss dazu sagen, dass ich als junger Mensch eher schüchtern war und dass mir Sachen schnell schrecklich peinlich waren. So war ich es auch, die rot angelaufen ist vor Scham. Ich war völlig überfordert mit der Situation. Meine Großtante hat einfach alles überspielt und so getan als wäre nichts passiert. Ich habe es ihr also gleichgetan. Wir haben nie ein Wort darüber verloren. Allerdings wollte sie danach auch nie wieder einen Ausflug mit mir machen.

Inzwischen bin ich selbst Oma. Und auch ich leide unter Inkontinenz. Es fing ganz schleichend an beim Niesen. Ups, da war es passiert. Und irgendwann stand ich weinend in der Damentoilette eines Museums und habe meine Hose trockengeföhnt mit dem Gebläse des Händetrockners. Wie konnte mir das geschehen?

Ich bin sehr froh, dass mir meine sehr gute Frauenärztin zur Seite stand, die mir die Angst genommen hat. Meine gesamte Krankheitsgeschichte würde an dieser Stelle zu weit führen. Nur so viel: Inzwischen habe ich diverse Strategien entwickelt, wie ich mich vor peinlichen Situationen schütze. Ich bin sehr dankbar für die modernen Einlagen, die nicht auftragen und trotzdem extrem saugfest sind, um mir jede Sorge zu nehmen. Für den Notfall habe ich trotzdem immer Ersatz in der Tasche. Meine Kinder haben mir einen sehr guten Stuhl geschenkt mit einer beweglichen Sitzoberfläche. Wenn ich also abends vor dem Fernseher sitze, bewege ich mich dabei hin und her und trainiere dabei ganz nebenbei meinen Beckenboden.

Das Wichtigste ist, dass ich mein Leben ohne Einschränkungen weiterleben kann. Ich reise gerne und viel. Ich liebe es, in der Natur wandern zu gehen. Das hält mich fit und gibt mir innere Kraft. Und mit der richtigen „Ausrüstung“ muss ich mich auch nicht unnötig grämen, ob meine Blase auch durchhält. In meiner Familie wissen alle Bescheid. Meine Enkelkinder kichern, wenn sich der Opa über die Oma mit der "Pipiwindel" amüsiert. Das macht mir aber nichts aus. Ich weiß ja, dass sie mich lieben und mich in jeder Situation unterstützen.

Ich denke heute oft an meine Großtante zurück, die leider schon lange nicht mehr unter uns weilt. Was wäre gewesen, wenn wir offen über alles gesprochen hätten. Wie viel mehr Lebensqualität wäre trotz allem für sie möglich gewesen. Ich wünschte, ich könnte die Zeit noch mal zurückdrehen zu diesem Sommer und alles anders machen. Ich würde sie in den Arm nehmen und ihr Mut machen. Ich würde ihr sagen, dass sie nicht allein ist und dass es Hilfe für sie gibt.

Vielen Dank für Eure Aktion. Ich freue mich, hier meine Geschichte teilen zu können. Vielleicht hilft sie anderen Leidtragenden und deren Angehörigen. Wie gut, dass Ihr dafür sorgt, dass Inkontinenz heute kein Tabuthema mehr sein muss!

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